Wir haben seit zwanzig Jahren die Sitze unserer Pianobänke mit hochwertigem echtem Leder bezogen, um unseren Kunden die beste Qualität anbieten zu können. Und ohne viel darüber zu diskutieren. Doch jetzt sind wir in einer Welt angekommen, in der wir unsere Verantwortung sehr ernst nehmen müssen.
Bei unseren Rindlederbezügen haben wir schon immer darauf geachtet, dass die Lieferkette nachvollziehbar ist. Die Häute stammen aus Österreich und werden in der EU nach unseren Gesetzen und Regeln gegerbt und fertiggestellt. Niemals hätten wir Leder angeboten, das in Ländern mit zweifelhaften Umweltregeln und Arbeitsschutzbestimmungen hergestellt wird.
Aber auch bei Leder aus heimischer Produktion müssen wir erkennen, dass sie eine hohe Belastung der Umwelt mit sich bringen. Diese entstehen zum einen schon durch die Haltung der Rinder. Zum anderen wird in der Gerberei sehr viel Wasser benötigt, das mit Metallsalzen gemischt wird und – im besten Fall – wieder davon befreit werden muss.
Das Leder wird anschließend pigmentiert und gedeckt, also mit einer chemisch hergestellten Schutzschicht versehen. Diese Schicht ist dicht und geschlossen und ermöglicht eine leichte und hygienische Reinigung des Leders. Das ist gut.
Allerdings sitzen wir dann, ehrlich betrachtet, direkt auf dieser Deckschicht, deren Eigenschaften sich von einem offenporigen Leder doch deutlich unterscheiden.
In der gesamten Lederproduktion besteht das Risiko, dass mit Salzen und Chemikalien die Umwelt und das Produkt belastet werden. Die einzige Abhilfe besteht darin, Hersteller und Lieferanten zu finden, die mit diesen Risiken offen und verantwortungsvoll umgehen und sich selbst aktiv um sinnvolle Zertifizierungen und Verbesserungen bemühen.
Kunstleder oder veganer Lederersatz
Seit ca. 1960 wurden synthetische Materialien unter dem Begriff Kunstleder entwickelt und hergestellt, und diesem Namen haften heute noch alle Erinnerungen an rissige Aktentaschen und Motorradsitzbänke an.
Heute wird weltweit eine riesige Menge an Kunstleder produziert und verbraucht, und die Spreizung der Qualität und der Umweltbelastung ist mindestens so hoch wie im Bereich der echten Leder.
Auch hier hilft es nur, Hersteller zu suchen, die einerseits hohe Anforderungen an die Materialqualität und Haltbarkeit erfüllen und andererseits den Weg zu umweltgerechter Fertigung aktiv beschreiten und dokumentieren.
Für unsere „veganen Leder“ haben wir einen Hersteller in Deutschland gefunden, der seine gesamte Fertigung an einem Standort durchführt. Er führt für seine Produktion eine Nachhaltigkeitsbewertung durch und veröffentlicht diese.
Unser bevorzugtes Produkt ist in der Haptik von einem gedeckten Rindleder kaum zu unterscheiden. Die Verschleißfestigkeit ist nach den Messwerten und auch unseren eigenen Versuchen mindestens ebenso hoch wie beim „echten“ Leder. Während dieses im intensiven Gebrauch eine sichtbare Glättung der Oberfläche zeigt, bleibt das „vegane Leder“ völlig unbeeindruckt. Den wichtigsten Versuch haben wir an heißen Tagen im Sommer durchgeführt. Mehrere Proband*innen wurden gebeten, die Sitze jeweils über mehrere Stunden durchgehend zu nutzen. Das Ergebnis war eindeutig, der vegane Bezug war angenehmer, nicht klebrig, insgesamt kühler und luftiger.
Rindleder oder veganes Leder?
Es bleibt eine Frage der persönlichen Entscheidung und auch der Einstellung zur Tierhaltung. Interessenten senden wir gern Muster zum direkten Vergleich zu.
Aber wenn wir danach gefragt werden, geben wir gern unsere Empfehlung für das „vegane Leder“ ab, für das wir wegen seiner überzeugenden Eigenschaften den Begriff „Kunstleder“ keinesfalls verwenden wollen.
Quellen: National Geographic, Lederpedia, Quarks, Sustainfashion, Masterclass, Vogue, Albert-Schweitzer-Stiftung