Sitzergonomie und Polsterung

Welcher Sitz ist am besten für mich?

Die einen sitzen am Klavier auf einem mit Stoff dünn bezogenen Holzbrett, die anderen auf einer üppig gepolsterten Konzertbank. Was ist denn besser?

Für Gelegenheitsspieler macht das kaum einen Unterschied. Wer aber als ambitionierter Schüler länger als eine Stunde gut am Klavier sitzen will, oder als Profi über viele Stunden und Tage, der kann durch eine gute Auswahl sein Wohlbefinden erhöhen und damit gleichzeitig auch seine Leistungsfähigkeit.

Die Forschungen zu Büroarbeitsplätzen zeigen deutlich, dass langes Sitzen die Wirbelsäule belastet. In der Folge treten Verspannungen und Rückenschmerzen auf, eine Versteifung der Nackenmuskulatur und Kopfschmerzen.

Hier hat der Pianist gegenüber dem „Büromenschen“ den Vorteil, dass sein Klavierspiel eine dynamische Bewegung der Wirbelsäule mit sich bringt. Allerdings muss diese über einen langen Übungstag auch erhalten bleiben.

Das untere Ende des Rückens

Die Natur hat zwei Teile unseres Beckens so ausgeformt, dass sie zu Recht den Namen „Sitzbein“ tragen. Wie zwei Schlittenkufen übertragen sie unser Gewicht auf die Sitzfläche, und ihre gebogene Form erlaubt es uns, harmonisch nach vorne und hinten zu schwingen.

Bei seitlichen Bewegungen spüren wir, wie das eine oder andere jeweils das Gewicht übernimmt, und auch das geht ganz harmonisch.

Aufrecht sitzen ist gut

Ein aufgerichteter Oberkörper ermöglicht eine bessere Reichweite der Arme sowie mehr Raum für die inneren Organe und eine tiefere Atmung. Das ist eine gute Basis für eine konzentrierte und trotzdem entspannte Zeit am Piano.

Leider erlaubt die Form der Sitzbeinknochen dem Becken, allmählich nach hinten zu kippen, wenn wir müde werden. Dann krümmt sich unsere Wirbelsäule im Lendenbereich. In dieser Stellung ist sie nicht so beweglich, die Muskeln müssen mehr Spannung aufbauen und deren Ermüdung geht weiter.

Nach einem solchen Tag haben wir einen steifen und schmerzenden Rücken. Manchmal steigen die Schmerzen bis in die Schultern und den Hals, und das ist für Pianisten gewiss nicht gut.

Beckenstütze

Bei der Büroarbeit passiert das genauso. Dort kann man dem Becken helfen, indem die Sitzfläche leicht nach vorn geneigt wird. Das wurde auch schon für Klavierbänke probiert, führt aber leider dazu, dass wir allmählich nach vorn abrutschen.

Für die Glissando-Pianobänke haben wir einigen Aufwand getrieben, um eine Polsterung zu entwickeln, das eine sanfte und wirksame Beckenstütze bietet.

Spezielle Schaumstoffe mit einer ausgewogenen Kombination von Dicke, Festigkeit und Kompression werden von einer Holzunterlage gestützt und mit einem straff aufgezogenen Sitzbezug gespannt.

Da wir auf der Pianobank recht weit vorne sitzen, steigt hinter unserem Sitzbereich das feste Polster an, und zwar ganz genau an unsere Körperkontur angepasst. Wir sitzen also in unserer ganz persönlichen „Komfortmulde“.

Wenn das Becken jetzt nach hinten kippt, muss es das Polster weiter zusammendrücken und den Bezug mit nach unten ziehen. Diese Stützwirkung ist sanft und kaum zu spüren, aber ausgesprochen wirkungsvoll.

Die Holzunterlage und auch ihre Vorderkante sind im Sitzen gerade noch spürbar. Viele Pianisten schätzen das, weil es dem Körpergefühl eine feste räumliche Orientierung bietet.

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